Projekt Friedrichstadtpalast: neue Energie für ein altehrwürdiges Haus

1984 wurde der neue Friedrichstadtpalast gebaut. Als letzter Prachtbau der DDR größte Showbühne des Landes erfreute er sich schnell großer Beliebtheit – und auch heute ist er eine der Top-Attraktionen der Hauptstadt und eines der meistbesuchten Varietétheater Europas. Doch rein energetisch betrachtet, war das Haus zur Zeit des Projektbeginns im Jahr 2023 in keinem guten Zustand.

Der Anspruch: künstlerisch und energetisch auf der Höhe der Zeit agieren

Mit der Beauftragung von Findig verband der Bauherr nicht nur den Wunsch nach einer Optimierung der Energieversorgung. Der Anspruch war viel ambitionierter: Der Palast sollte in energetischen Fragen künftig als ebenso wegweisend und exzellent wahrgenommen werden wie mit Blick auf sein künstlerisches Profil. Neben der Einbeziehung regenerativer Energien sollte mit dem Projekt nachhaltigen Denkens und Handeln auf allen Ebenen verankert werden.
Die Verbindung zwischen dem Friedrichstadtpalast und Findig kam über Empfehlungen zustande. „Wenn das jemand hinbekommt, dann Findig“, hieß es wohl hinter vorgehaltener Hand mit Blick auf das Fördermittelmanagement.

Montage der PV Paneele rechte Seitenbühne

Das Ziel: CO2-Einsparung und Kostenreduzierung

Im Juli 2022 war es dann so weit: Wir konnten endlich starten. Vom Auftraggeber vorgegeben war eine konkrete Größe für die CO2-Einsparung, die mit dem vorhandenen Budget erreicht werden sollte. Darüber hinaus wurde natürlich auch eine signifikante Reduzierung der Energiekosten angestrebt. Uns war schnell klar, dass diese Ziele nicht durch einen 1:1-Austausch von Technik zu erreichen waren. Deshalb haben wir von Beginn an ein integriertes Konzept entwickelt, in dem alle Komponenten der Versorgung bzw. alle technischen Anlage auf komplexe Weise zusammenspielen.

Technisch avanciert mit Luft-Wasser-Pumpe und großem Latent-Wärmespeicher

Eine besondere Herausforderung war die Wahl der Wärmequelle. Aufgrund der innerstädtischen Lage mit einem hohen Versiegelungsanteil der Flächen kam nur eine Luft-Wasser- Wärmepumpe in Frage. Auch bei der Stromversorgung galt es, eine harte Nuss zu knacken. Die PV Anlage auf dem Dach erzeugt zwar Strom– allerdings nur tagsüber, wenn keine Veranstaltung läuft. Wir suchten deshalb nach Möglichkeiten, den regenerativen Stromertrag zeitlich vom Bedarf zu entkoppeln. Landläufig ist diese Möglichkeit als Power to X bekannt. Unser Wahl Strom zu wandeln fiel auf die Kälteversorgung – als Speicher wählten wir einen Latentwärmespeicher, der bei vergleichsweise wenig Raumbedarf viel Leistung einspeichern kann. Somit konnten Energieerzeugung und- Energieverbrauch für die Kälteversorgung zeitlich entkoppelt werden.
Als Nebeneffekt erfolgt die regenerative Stromerzeugung netzschonend.

Weitere Bausteine unseres integralen Effizienzkonzeptes sind eine hydraulisch optimierte Heizung und die Erhöhung der Anzahl an Energieverbrauchszählern, die auf das Energiemonitoring aufgeschaltet sind, sodass bedarfsgerechter gesteuert werden kann.

Weniger als 1 Jahr von der Planung bis zur Abnahme

Die energetische Optimierung des Friedrichstadt-Palastes war in jeder Hinsicht ein komplexes Vorhaben. Das im Herzen Berlins gelegene Gebäude steht unter Denkmalschutz und das Projekt musste bei laufenden Show-Betrieb realisiert werden. Daher setzten wir einen Großteil der notwendigen Bauarbeiten für die Theaterferien an, was eine ausgefeilte Koordinierung und disziplinierte Arbeitsweise aller beteiligten Unternehmen erforderte.

Nicht die einfachste, sondern die bestmögliche Lösung

Mit unserem Konzept ist es gelungen, die Erwartungen des Bauherren rundum zu erfüllen – sowohl mit Blick auf die CO2- als auch die Kosteneinsparungen. Mindestens genauso wertvoll ist aber der positive Spirit, den die Verantwortlichen aus der gemeinsamen Arbeit mitnehmen: Der Glaube daran, dass sich auch heute noch komplexe Bauprojekte in der geplanten Zeit und mit dem vorgegebenen Budget umsetzen lassen. Dass es sich lohnt, Hürden zu überwinden und nicht nach der einfachsten, sondern nach der bestmöglichen Lösung zu suchen.

Best Practice: Welche Impulse nehmen wir aus dem Projekt mit?

Die Arbeit am Friedrichstattpalast hat uns als Team viel über die Gelingensbedingungen von Veränderungsprozessen gelehrt. Besonders wichtig ist es, fokussiert zu bleiben und uns immer wieder zu fragen: Was genau wollen wir erreichen? Und kann ich dieses Ziel durch die bisher übliche Vorgehensweise erreichen? Die Praxis zeigt: Wichtiger als 100 % Detailtreue sind methodische Flexibilität, Mut zur Abkürzung und eine agile Arbeitsweise.

Ein menschlicher Erfolgsgarant war unser Projektleiter, der sehr exakt gearbeitet hat, Schwierigkeiten frühzeitig erkannte und diese entschärfen konnte. Aller Beteiligten hatten Spaß an der gemeinsamen Arbeit, kommunizierten verbindlich und freundlich und gingen rücksichtsvoll miteinander um.

Vorheriger Beitrag
Wie Findig Strukturen für gesundes Unternehmenswachstum schafft – und warum „einfach machen“ manchmal die beste Strategie ist